Oldenburger Forschungen, Band 38

Naturschutz im Oldenburger Land – Einblicke in seine Geschichte

Oldenburger Forschungen Band 38 Titelbild

Carola Becker als Leiterin des „Netzwerks Naturgeschichte im Oldenburger Land“ versammelt in diesem Band Einblicke in die lange Geschichte des Naturschutzes im Oldenburgischen. Die Autoren der Beiträge gehören unterschiedlichen Fachdisziplinen an, so dass eine große Bandbreite von Ansätzen entsteht. Der Band enthält folgende Aufsätze:

Christina Barilaro: Back to the Roots – das Landesmuseum Natur und Mensch Oldenburg auf dem Weg in die Zukunft

Peter Janiesch: Der staatliche Botanische Garten und die floristische Kartierung im Lande Oldenburg nach 1947

Carola Becker: Der große Aufbruch? Naturschutzbeauftragte und Naturschutzstellen 1935 bis 1981

Carola Becker: Die „Noli-tangere-Karte“ – eine Brücke zwischen Naturschutz und Raumordnung in der Zeit des Nationalsozialismus

Jürgen Göttke-Krogmann: Das Niedersächsische Moorschutzprogramm – zur Umsetzung der Ziele im Oldenburger Land 1982–1992

Ingolf Faida: Landschaftsrahmenplanung der ersten Generation: ein historischer Werkstattbericht

Carola Becker: Ein neuer Standort für die Tierkörperbeseitigung in den 1960er Jahren – Gespräche mit dem Zeitzeugen Walter Eylers aus Wardenburg

Michael Engels: Die lange Geschichte der Klostermark und des Blankenburger Holzes in Oldenburg

Jörg Grützmann: Der Maler Franz Radziwill (1895–1983) – ein Naturschützer aus Leidenschaft

Wolfgang Henninger: Nachlässe und Vereinsarchive im Landesarchiv – Fundgruben für unser Wissen in Naturschutzfragen der Vergangenheit und Gegenwart

Werner Wichmann: Exkursion nach Mellum – ein persönlicher Erlebnisbericht

sowie zwei Beiträge zu Geschichte und Projekten des Netzwerks und Arbeitskreises Naturschutzgeschichte

Oldenburger Forschungen, Band 37

Der jüdische Sexualwissenschaftler Dr. med. Iwan Bloch und "Das Sexualleben unserer Zeit in seiner Beziehung zur modernen Kultur"

Oldenburger Forschungen Band 37 Titelbild

Iwan Bloch, gebürtig aus einer Delmenhorster jüdischen Familie, schrieb Medizingeschichte, zum einen ganz wörtlich als Medizinhistoriker, als der er sich u.a. auch der oldenburgischen Medizingeschichte widmete, zum anderen als in der Medizin des beginnenden 20. Jahrhunderts marksteinsetzender (Mit-)Begründer der Sexualwissenschaft. Da Bloch sich in seinen Werken nicht auf einen engen medizinisch-biologistischen Ansatz beschränkte, sondern auch soziale, kulturelle und historische Aspekte in den Blick nahm, legt Gerhard Kaldeweis Darstellung mehr als eine Biographie vor: Sie entwickelt ein Panorama der historischen, sozialen und kulturellen Faktoren, von denen anzunehmen ist, dass sie auf Bloch einwirkten.

Die Untersuchung erscheint genau 100 Jahre nach Blochs Tod im Jahre 1922.

Verlag Isensee, ISBN 978-3-7308-1446-8, 304 Seiten (erscheint Anfang Mai 2022)

Oldenburger Forschungen, Band 36

Friedrich Levin Graf von Holmer (1741–1806) – Minister zweier Herzöge von Holstein-Gottorp-Oldenburg

Oldenburger Forschungen Band 36 Titelbild

Friedrich Levin Reichsgraf von Holmer (1741–1806) war als Wirklicher Geheimer Rat und Dirigierender Minister die zentrale Persönlichkeit für die 1774 in den Rang eines Herzogtums erhobenen Grafschaften Oldenburg und Delmenhorst sowie für das Fürstbistum Lübeck. Gleichwohl hat bislang keine eingehende Würdigung dieses politisch außerordentlich versierten, standesbewusst stolzen, aber auch intriganten Mannes vorgelegen, wohl auch deshalb, weil er sich in seiner Selbstdarstellung stark zurückhielt. Bernd Müller zeichnet Holmers raschen Aufstieg aus einer der großen Beamtenfamilien seiner Zeit zur Zentralfigur der fürstlichen Verwaltung nach und erschließt dabei bislang unberücksichtigte Quellen; er widmet sich aber nicht nur der politischen Geschichte, sondern entwirft auch ein Bild der persönlichen Entwicklung Holmers.

Verlag Isensee, ISBN 978-3-7308-1785-8, 310 Seiten

Oldenburger Forschungen, Band 35

Der Orientreisende Ulrich Jasper Seetzen und die Wissenschaften

Oldenburger Forschungen Band 35 Titelbild

Dieser Band ist eine gemeinsame Publikation der Landesbibliothek Oldenburg (Schriften der Landesbibliothek Oldenburg 69) und des Oldenburger Landesvereins (Oldenburger Forschungen - Neue Folge, Bd. 35).

In diesem Band sind 19 Beiträge vereinigt, denen zum größten Teil Vorträge der internationalen Tagung zum 250.Geburtstag des Jeveraners im September 2017 in Oldenburg zugrunde liegen. Es werden in ihnen Themen behandelt, die bislang noch nicht von der Seetzen-Forschung aufgegriffen wurden. Die herausgearbeiteten Ergebnisse zeigen ihn als interdisziplinär arbeitenden Wissenschaftler: Von der Erkundung Frieslands über die Beschäftigung mit den Kulturen Südosteuropas und des Vorderen Orients wie der Untersuchung altägyptischer Stätten bis hin zur Sammlung afrikanischer Sprachen - Seetzen gelingt es, überall Neues zu entdecken, was für eine Reihe wissenschaftlicher Disziplinen von Bedeutung war. Trotzdem bleibt er seiner nordwestdeutschen Heimat auch aus der Ferne verbunden: Es ist Kosmopolit und Patriot.

Isensee Verlag, ISBN 978-3-7308-1553-3, 500 Seiten

Oldenburger Forschungen, Band 34

Wilhelm Meyer (1867 - 1953) und der Botanische Garten zu Oldenburg. Naturkunde und Naturschutz als Lebensaufgabe

Oldenburger Forschungen Band 34 Titelbild

Der Band behandelt das Leben von Wilhelm Gerhard Meyer und sein Wirken im Botanischen Garten in Oldenburg, seine naturkundlichen Arbeiten sowie seine Tätigkeit für den Naturschutz im Land Oldenburg. Dabei wird Meyers Tätigkeit als Zeichenlehrer und Kunsterzieher gewürdigt und die Entwicklung des Naturschutzgedankens im Oldenburger Land thematisiert. Erstmals werden auch die bislang über verschiedene Institutionen verstreuten Nachlässe vollständig erschlossen. Außerdem wird die Entwicklung des Botanischen Gartens seit Meyers Direktorat verfolgt, und es werden die Aufgaben und Ziele des Botanischen Gartens in der Gegenwart dargestellt. Abschließend wird eine Studie zur Reaktion heutiger Studierender auf Meyers Bestimmungsbücher vorgestellt.

Isensee Verlag, ISBN 978-3-7308-1688-2

Oldenburger Forschungen, Band 33

Die Lebenserinnerungen des Hofgärtners Gottlieb Bosse

Oldenburger Forschungen Band 33 Titelbild

Der in Rastede (Old.) geborene Gottlieb Bosse (1799-1885) entstammte einer Familie, die mehrere Hofgärtner hervorbrachte. Auch er erhielt die Stelleung eines Hofgärtners, jedoch im entfernten Böhmen.

In seinen Lebenserinnerungen schildert Bosse Kindheit und Jugend in Rastede, die Kultivierungsarbeiten seines Vaters in der "wüsten Haide", seine Suche nach einer Lehr- und Arbeitsstelle, wozu er Deutschland, Österreich und Mähren durchwandert und dabei viele berühmte Gärten kennenlernt. Von seiner neuen Heimat aus bereist er die nähere und weitere Umgebung in Bhmen und Schlesien.

Auch einige Schicksale von Verwandten werden geschildert; viele gingen nach Amerika.

Die "Lebenserinnerungen" bringen ein anschauliches Zeitkolorit, sie geben uns Einblicke in die sozialen Verhältnisse des 19.Jahrhunderts, nicht nur in die Arbeit eines Gärtners.

Isensee Verlag, ISBN 978-3-7308-1527-4, 136 Seiten

Oldenburger Forschungen, Band 32

Von der sozialistischen Revolution zur praktischen Tagespolitik und Staatsverwaltung. Das Direktorium des Freistaats Oldenburg in seinen Protokollen 1918/19.

Oldenburger Forschungen Band 32 Titelbild

Wie ein Direktorium von neun Männern den damaligen Freistaat Oldenburg vor 100 Jahren verwaltet und regiert hat, beleuchtet ein neues Buch aus der Reihe „Oldenburger Forschungen“ des Oldenburger Landesvereins für Geschichte, Natur und Landeskunde. Der Titel lautet „Von der sozialistischen Revolution zur praktischen Tagespolitik und Staatsverwaltung – Das Direktorium des Freistaats Oldenburg in seinen Protokollen 1918/1919“. Das Buch wurde herausgegeben und kommentiert vom leitenden Archivdirektor des Niedersächsischen Staatsarchivs Oldenburg a. D., Prof. Dr. Albrecht Eckhart, und am Freitag offiziell in Oldenburg vorgestellt.

(V.l. Jürgen Herold, Björn Thümler,

Albrecht Eckhardt, Prof. Dr. Rudolf Holbach)

Quelle: Nordwest-Zeitung

Isensee Verlag, ISBN 978-3-7308-1406-2, 160 S., 12,80 €.

Für Mitglieder des Oldenburger Landesvereins 9,80 €.

Oldenburger Forschungen, Band 31

Erbprinz Paul Friedrich August von Holstein-Oldenburg in Russland 1811-1816. Exil und Aufhebung der Leibeigenschaft in Estland

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Erbprinz Paul Friedrich August (1783-1853) folgte während der französischen Annexion des Oldenburger Landes seinem Vater Herzog Peter Friedrich Ludwig von Holstein-Oldenburg ins Exil nach Russland. Dort wirkte er im russischen Hauptquartier als Generalleutnant bis zur Verbannung Napoleons und kehrte nach einer Zwischenetappe beim Wiederaufbau des Herzogtums Oldenburg für weitere zwei Jahre nach Russland zurück. Zar Alexander I. berief ihn zum Generalgouverneur von Estland. Erbprinz August führte u.a. eine Agrarreform durch, die die Aufhebung der Leibeigenschaft estländischer Bauern zum Ziel hatte. Die erhaltene Korrespondenz und weitere Archivalien erlauben eine Rekonstruktion dieses Geschichtsabschnittes und ermöglichen einen Blick auf die Entwicklung der Persönlichkeit und des Wirkens von Paul Friedrich August, der dann von 1829 bis 1853 als Großherzog das Großherzogtum Oldenburg regierte.

Der Autor, Dr. Bernd Müller (72), Brigadegeneral a.D., arbeitet als promovierter Historiker in Oldenburg und nimmt Lehraufträge am Institut für Geschichte der Carl von Ossietzky Universität wahr.

Lehrjahre eines Großherzogs

Neues Buch über Paul Friedrich August

Dr. Bernd Müller hat ein weiteres Buch über eine Epoche aus der Geschichte des Hauses Oldenburg verfasst, zur Freude von Herzogin Caroline von Oldenburg und Professor Dr. Rudolf Holbach vom Oldenburger Landesverein (v.r.). Foto: Ruhsam

von Lars Ruhsam

Vieles ist bekannt über Erbprinz Paul Friedrich August, der 1829 seinem Vater Peter Friedrich Ludwig als Oldenburger Regent nachfolgte. Seine Jugend zum Beispiel, oder seine Zeit an der Spitze des Großherzogtums. Und dazwischen? 1811 ging er mit seinem Vater ins russische Exil, 1816 kehrte er nach Oldenburg zurück. Dieser Zeit im Zarenreich widmet sich ein neues Buch des Oldenburger Historikers Dr. Bernd Müller.

Für die Publikation „Erbprinz Paul Friedrich August von Holstein-Oldenburg in Russland 1811-1816. Exil und Aufhebung der Leibeigenschaft in Estland“ wälzte Müller etliche Akten im Oldenburger Staatsarchiv. Da sie, wie zu dieser Zeit üblich, auf Französisch verfasst waren und offenbar einen Abschnitt behandelten, der bislang niemandes Interesse geweckt hatte, schließt die Arbeit des Brigadegenerals a.D., der erst nach seiner Pensionierung ein Geschichtsstudium nebst anschließender Promotion aufnahm, eine Lücke in der Forschung.

„Für Paul Friedrich August ist die Zeit, die Bernd Müller beschreibt, eine Zeit der Reife und der Bewährung, die er als Chance begriffen und auch genutzt hat“, sagt Professor Dr. Rudolf Holbach, Vorstandsmitglied des Oldenburger Landesvereins für Geschichte, Natur- und Heimatkunde. Auch das Verhältnis zwischen Vater Peter Friedrich Ludwig und seinem ältesten Sohn werde thematisiert.

Im Exil erhält „Gustl“, wie sein Vater ihn häufig nennt, den Titel eines Generalleutnants der russischen Armee und wird zudem Generalgouverneur für Estland. Beides sei durchaus üblich gewesen, sagt Bernd Müller, wenngleich vom Erbprinzen kaum rechte Tätigkeiten erwartet wurden.

Mit Beginn des Russlandfeldzugs Napoleons 1812 wird Paul Friedrich August ins Hauptquartier der Westarmee versetzt und fungiert hier „als eine Art Edelmelder“ (Müller). Auch wenn er ohne rechte Aufgabe geblieben sei, habe er sich durchaus nützlich gemacht, unter anderem als wichtiger Beobachter für Zar Alexander.

Später begleitet er diesen nach Paris und London, unter anderem, um den Wiener Kongress vorzubereiten. Kurzum: Paul Friedrich August nutzt die Zeit, arbeitet, sammelt Erfahrungen – auch wenn er es ob seiner Stellung nicht müsste.

Nach einer kurzen Rückkehr nach Oldenburg kehrt er ins estnische Reval, das heutige Tallin, zurück. Hier fand er den Auftrag des Zaren zu einer Agrarreform für Estland nebst Aufhebung der Leibeigenschaft vor. „Eigentlich war alles Wesentliche bereits zwischen Zar Alexander und dem Adel ausgehandelt. Dennoch machte sich Paul Friedrich August an die Arbeit und änderte rund 400 Paragraphen“, berichtet Bernd Müller.

Seine Arbeit wollte er Alexander unbedingt vorstellen, auch wenn sein Vater ihn drängte, nach Oldenburg zurückzukehren. Doch der Zar weilte auf dem Wiener Kongress. Erst als der Regent zurückgekehrt, die Arbeit für gut befunden und die Reform erlassen worden war, reiste Paul Friedrich August zurück nach Oldenburg.

Damit endet das Buch von Bernd Müller. „Es sind die Lehrjahre und die Zeit der Emanzipation vom Vater, die diese Phase im Leben von Paul Friedrich August kennzeichnen. Bernd Müller hat diese sachlich, kritisch und scharfsinnig analysiert, dabei jedoch nicht die nötige Empathie für den Protagonisten vernachlässigt“, sagt Rudolf Holbach. Das Buch ermöglicht auf 90 Seiten einen Blick auf die Entwicklung der Persönlichkeit und das des Wirkens des späteren Großherzogs.

Das neue Buch ist als Band 31 der „Oldenburger Forschungen – Neue Folge“, herausgegeben im Auftrag des Oldenburger Landesvereins, im Oldenburger Isensee Verlag erschienen und überall im Buchhandel erhältlich. Mehr über die Reihe unter www.oldenburger-landesverein.de.

Quelle: Huntereport

Ein Erbprinz in Russland

Oldenburger Historiker und Buchautor Bernd Müller hat bislang unbearbeitete Quellen erforscht

Dr. Bernd Müller (rechts) stellte mit Prof. Dr. Rudolf Holbach und Caroline, königliche Hoheit von Oldenburg, sein neues Buch vor. Bild: Zempel-Bley

Erneut hat der Oldenburger Historiker Dr. Bernd Müller ein weiteres Buch über das Haus Oldenburg vorgelegt. In seinem jüngst vorgestellten Buch „Erbprinz Paul Friedrich August von Holstein-Oldenburg in Russland 1811 – 1816“ geht es um die Tätigkeiten des Erbprinzen in Russland.

„Ein Thema, das bislang in der Forschung noch keine Beachtung gefunden hat“, sagt Prof. Dr. Rudolf Holbach vom Landesverein Oldenburg, der das Buch herausgegeben hat. Dabei ist die Forschungsgrundlage gut, wie der Autor bestätigt. Seine Untersuchung gründet auf der wissenschaftlichen Auswertung der Originalquellen aus den Jahren 1811 bis 1813, die vor allem im Niedersächsischen Staatsarchiv Oldenburg vorliegen. Allerdings in französischer Sprache.

Bernd Müller hat einen besonderen Werdegang. Der 72-Jährige hat es in seinem Berufsleben bis zum Brigadegeneral gebracht. Nach seiner Pensionierung nahm er unverzüglich ein Geschichtsstudium an der Universität Oldenburg auf. Er machte seinen Magister und entschloss sich danach zu einer Promotion. „Ich suchte ein Thema, womit sich noch niemand befasst hat“, erzählt er. Im Staatsarchiv bot man ihm daraufhin Militärakten an, doch davon hatte er genug. Dann kam schnell die Sprache auf das Haus Oldenburg, für das er Feuer fing. So schloss er seine Promotion ab, forschte weiter und ist inzwischen Lehrbeauftragter für Geschichte an der Universität Oldenburg.

Über den Erbprinz Paul Friedrich August gibt es keine Biografie, obwohl die Unterlagen in Oldenburg persönliche Akten Augusts aus Russland und den Briefwechsel mit dem Vater des Erbprinzen, Herzog Peter Friedrich Ludwig, enthalten. Aber eben in französischer Sprache. Genau die beherrscht Bernd Müller. Der Autor hat sich mit dem Erbprinz in der Zeit des Exils in Russland befasst. Paul Friedrich August folgte während der französischen Annexion des Oldenburger Landes seinem Vater Herzog Peter Friedrich Ludwig von Holstein-Oldenburg ins Exil nach Russland.

Dort wirkte er im russischen Hauptquartier als Generalleutnant bis zur Verbannung Napoleons und kehrte nach einer Zwischenetappe beim Wiederaufbau des Herzogtums Oldenburg für weitere zwei Jahre nach Russland zurück. Zar Alexander I. berief ihn zum Generalgouverneur von Estland, wo er eine Agrarreform durchsetzte, die die Aufhebung der Leibeigenschaft estländischer Bauern zum Ziel hatte.

„Die erhaltene Korrespondenz und weitere Archivalien erlaubten mir eine Rekonstruktion dieses Geschichtsabschnitts und ermöglichten einen Blick auf die Entwicklung der Persönlichkeit und des Wirkens von Paul Friedrich August“, sagt Bernd Müller. Der Erbprinz erlebt in seinen Lehrjahren so etwas wie eine Selbstfindung, kann sich von seinem Vater emanzipieren. Den Erbprinz, der später von 1829 bis 1853 das Großherzogtum Oldenburg regierte, bezeichnet Müller als „gutmütigen Herrn, der sich in Russland nützlich machte, aber nicht wirklich eine Rolle spielte“.

Das Buch schließt eine Lücke in der vorhandenen Historiografie. Es wird nicht das letzte sein, denn die Quellenlage ist gut und Bernd Müller sagt von sich: „Ich will meine Finger auf Papier legen, das damals beschrieben wurde.“ Wann sein nächstes Werk erscheint, weiß er noch nicht. Aber es wird ein weiteres geben, da ist er sicher.

Quelle: Kreiszeitung Wesermarsch

Oldenburger Forschungen, Band 30

Auf Spurensuche mit Bagger und Pinsel

Oldenburger Forschungen Band 30 Titelbild

Archäologie hat Geschichte in Oldenburg – und macht Geschichte. Seit etwa 1960 werden regelmäßig Grabungen im ganzen Gebiet der Stadt durchgeführt, mit Schwerpunkt in der historischen Altstadt. Die unterschiedlichen Dokumentationen führen wie bei einem Puzzle mit hunderten von Teilen nach und nach zu einem immer vollständigeren Bild der Stadtgeschichte. So konnte archäologisch nachgewiesen werden, dass die Anfänge der mittelalterlichen Stadt um Jahrhunderte älter sind als die ersten schriftlichen Aufzeichnungen. Ausgrabungen belegen die Wasserversorgung, Ernährung oder Wohnformen der früheren Oldenburger und beleuchten diejenigen Aspekte des täglichen Lebens, die schriftlich nicht überliefert sind. Aber auch vor dem Beginn der Stadt Oldenburg haben Menschen das Gebiet besiedelt; die ältesten Funde hier stammen aus der mittleren Steinzeit. Spektakuläre Einzelfunde wie die Goldscheibenfibel von Wechloy sind in Oldenburg ebenso zu finden wie gängige Befunde aus der Jungsteinzeit.

In 13 Beiträgen gibt dieser Band einen Einblick in die Methoden der Archäologie und die interessantesten Grabungen der Stadt. Dabei wird deutlich, dass erst in der Zusammenschau jahrzehntelanger Grabungen ein realistisches Bild der (Vor)Geschichte Oldenburgs entsteht, das viel konkreter und detailreicher ist, als aus den schriftlichen Quellen alleine ablesbar wäre.

Bericht in der Neuen Osnabrücker Zeitung

"Geschichte für Laien

Oldenburg: Archäologin setzt auf Verständlichkeit

Oldenburg. Ihre Erkenntnisse aus Dokumentationen verschiedener Grabungsstellen haben Studenten in einem Buch zusammengetragen. Auf eine Wissenschaftssprache haben sie dabei verzichtet.

Als Bezirksarchäologin Jana Esther Fries als Dozentin mit einem Kurs begann, ein Buch über archäologische Ausgrabungen in Oldenburg zusammenzustellen, und dabei statt wissenschaftlicher Komplexität lieber auf Verständlichkeit Wert legen wollte, stieß sie auf Hindernisse: „In Oldenburg wird das wissenschaftliche Schreiben offenbar stark gelehrt“, sagte Fries. „Es war ein Kampf, den Studierenden zu vermitteln, sie müssten hier nicht alles belegen.“ Aber sie schaffte es, und jetzt ist „Auf Spurensuche mit Bagger und Pinsel“ herausgekommen. In 13 Beiträgen berichten Geschichtsstudenten von Grabungen in der Innenstadt, Oldenburgs „Alder Burg“, dass die Römer hier waren und selbstlosen Juwelieren.

Die spärlich benutzten Fachausdrücke in dem 140-Seiten-Werk werden in einem achtseitigen, verständlichen Glossar erklärt. Über den Unterschied zwischen „Fund“ und „Befund“, zentrale archäologische Fachbegriffe, aber klärt Fries schon im Vorwort auf. Das macht das Lesen über die „Wechloyer Goldscheibenfibel“ leichter: eine Art Brosche, die 1977 ein 18-jähriger in einem gerade ausgebaggerten Graben fand. Der aufgesuchte Juwelier brauchte nicht lange, um die sensationelle Bedeutung des „Fundes“ zu erkennen, und schickte den Jugendlichen ins Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte. Ein „Befund“ dagegen – durch Menschen hervorgerufene Veränderungen im Boden wie Mauern, Gruben oder Brandspuren – kann nicht einfach so ins Museum getragen werden. Als 2007 an der Baustelle des Ikea-Marktes Spuren einer 900 Jahre alten Siedlung entdeckt wurden, handelte es sich hierbei hauptsächlich um Befunde.

Ein typisch archäologisches „10000-Teile-Puzzle“ zeigte sich den Grabern 1989/90, als vor dem Bau der innerstädtischen Lambertihöfe auf 2000 Quadratmetern sogenannte Rettungsgrabungen stattfanden, um die Zeugnisse der Vergangenheit rechtzeitig vor den Baggeraktivitäten zu erkunden: Einen Haufen Scherben und sogar vollständig erhaltene Gefäße aus sieben Jahrhunderten fanden die Forscher. Und vor allem erkenntnisreiche Essensreste aus alten Kloaken. „Beste Reste“, heißt es im Buch: Im Markthallenviertel wohnte Oldenburgs Oberschicht. Der Fundreichtum ist immer noch nicht vollständig untersucht.

Viele Inhalte sind so das erste Mal veröffentlicht worden. Selten langatmig und mindestens ein schönes Nachschlagewerk: „Auf Spurensuche mit Bagger und Pinsel“ ist im Isensee-Verlag erschienen und kostet 12,80 Euro."

Quelle: Neue Osnabrücker Zeitung

Artikel in der Kreiszeitung Wesermarsch

Puzzles der Stadtgeschichte

Oldenburger Studenten legen Buch über archäologische Ausgrabungen in der Huntestadt vor

von Katrin Zempel-Bley

"Auf Spurensuche mit Bagger und Pinsel - Archäologische Ausgrabungen in Oldenburg" heißt der 30.Band der Oldenburger Forschungen, der vom Landesverein und der Bezirksarchäologin Jana Esther Fries herausgegeben worden ist. Darin richten 13 Geschichtsstudenten und ihre Lehrbeauftragte ihren Blick in Oldenburgs Geschichte und berichten über archäologische Ausgrabungen in der Huntestadt.

Herausgekommen ist ein 140 Seiten umfassendes Buch mit verschiedenen Ausflügen in die Welt der Archäologie, und zwar gut lesbar, leicht verständlich und zudem sehr interessant. Denn jeder Aufsatz bringt andere Details ans Licht wie ein Puzzle mit vielen Teilen ergibt, sodass am Ende ein umfangreiches Bild der Stadtgeschichte ergibt und der Leser die Stadt mit anderen Augen sieht.

Fries schlug den Studenten eine ganze Liste mit Themen zur Bearbeitung vor und ahnte nicht, welche Arbeit auf die Gruppe zukommen würde. Mit Hilfe von Dokumentationen verschiedener Oldenburger Grabungsstellen konnten sie ihre Erkenntnisse zusammentragen, aufarbeiten, ihre Schlüsse daraus ziehen und ihre Ergebnisse jetzt der Öffentlichkeit präsentieren.

"Ohne die Studierenden hätte es ein solches Buch nicht gegeben", sagt Reinhard Rittner, Vorsitzender des Landesvereins für Geschichte, Natur- und Heimatkunde.

Lange Vorbereitung

Zwei Semester waren für diese Arbeit vorgesehen, doch bis das Buch druckfrisch auf dem Tisch lag, ist noch ein weiteres Jahr ins Land gegangen. "Die Aufsätze waren zwar geschrieben, aber um sie druckreif zu machen, hat die Gruppe noch einmal intensiv Hand angelegt", berichtet Jana Esther Fries. Fotos und Karten wurden beschafft und angeordnet. Am Ende legten sie ein Buch vor, in dem das Mittelalter und die frühe Neuzeit die Schwerpunkte bilden.

So berichten sie beispielsweise über Bestattungsriten der jungsteinzeitlichen Oldenburger sowie der Oldenburger Oberschicht und versuchen, hinter das Geheimnis der 1977 in Wechloy entdeckten Goldscheibenfibel zu kommen. Wie konnte das Schmuckstück, das vermutlich im 9. Jahrhundert in Italien gefertigt wurde, in einem Oldenburger Graben landen?

Für beide Seiten, Studenten und Dozentin, kann eine solches Projekt anstrengend sein und doch viel Spaß machen", fasst Jana Esther Fries zusammen, die von den Studenten, deren Motivation sowie Durchhaltevermögen beeindruckt war.

"Immerhin kommen die Teilnehmer aus einer anderen wissenschaftlichen Disziplin und hatten bisher wenig mit den Methoden und Fachbegriffen der Archäologie zu tun", räumt sie ein. Doch Jana Esther Fries hat einen Weg gefunden, auch Neulinge an die Archäologie heranzuführen. "Das Konkrete und Handfeste, zum Beispiel einen Feuerstein zu schlagen, erklärt die Dinge immer noch am besten."

Seniorstudent Thomas Fischer, der hauptberuflich Lehrer war und an dem Seminar teilgenommen hat, zeigte sich begeistert von der Zusammenarbeit mit den jungen Studenten. Die konnten bei der Präsentation nicht dabei sein, weil sie schon wieder mit neuen Studienaufgaben befasst sind.

Quelle: Kreisblatt Wesermarsch

Oldenburger Forschungen, Band 29

Dr. Franz Joseph Jacobi

Oldenburger Forschungen Band 29 Titelbild

Ein Amtsmedicus jüdischer Herkunft im Fürstbistum Münster

Zugleich ein Beitrag zur Medizingeschichte des Amtes Vechta

Im August 1756 trat ein junger Jude, der als Sohn eines Wanderlehrers in Polen geboren und in Potsdam aufgewachsen war, in Münster zum katholischen Glauben über. Von führenden Persönlichkeiten des Fürstbistums Münster gefördert, konnte Franz Joseph Jacobi, wie sein neuer Name lautete, in Groningen undWien Medizin studieren und in Erlangen promovieren. 1772 erhielt er die Stelle eines Amtsmedicus im Amt Vechta, wo er in den folgenden vier Jahrzehnten die Verantwortung für das öffentliche Gesundheitswesen trug. Am Anfang seiner Berufstätigkeit war er der einzige akademisch ausgebildete Arzt im ganzen Amtsbezirk. Seit 1785 in kinderloser Ehe mit einer Adelstochter aus dem Oberstift Münster verheiratet und seit 1788 Besitzer eines Burgmannshofes in Vechta, brachte er es zu großem beruflichem Ansehen. Er starb 1816 als einer der wohlhabendsten Einwohner des Amtes Vechta. Gemäß seinem Testament floss der Großteil seines Vermögens in eine Stiftung zugunsten der öffentlichen Schulen in Dinklage und in Quakenbrück. Trotz seiner regionalen Verdienste um die Modernisierung der Gesundheitsvorsorge und um die Schulbildung geriet Dr. Jacobi nach seinem Tod vollständig in Vergessenheit. In der vorliegenden Arbeit wird anhand weit verstreuter Quellen in niedersächsischen und westfälischen Archiven erstmals den Spuren dieses spannungsreichen Lebens nachgegangen.